Coverbild des Asterisk Buches von Stefan Wintermeyer

Letzte Woche => Endspurt!

Montag den 29.01.07 geht das Buch in die Produktion. Bis dahin laeuft der Beta-Test noch in vollem Umfang. Bitte melden Sie Fehler! Siehe Beta-Test FAQ.

Erscheinungstermin: 03.03.07. Das Buch wird auf dem Asterisk-Tag.org in Chemnitz vorgestellt und kann dort auch erworben werden. 10 Tage spaeter wird es im Buchhandel sein. Wer nicht in Chemnitz sein kann, sollte das Buch vorbestellen: Amazon oder direkt beim Verlag

Asterisk-Schulungen und Consulting vom Autor dieses Buches finden Sie auf http://www.amooma.de. Naechste Asterisk-Schulung: 12.02. - 13.02.07 (noch 2 Plaetze frei) - Ach ja, ... wir suchen auch noch Asterisk Entwickler! => http://www.amooma.de/jobs/


5. IAX versus SIP

Fast jeder Asterisk-Administrator muss sich irgendwann einmal die Frage stellen, ob er eher auf SIP oder eher auf IAX setzen soll. Die kurze Antwort: Wenn IAX möglich ist (also, wenn die Telefone es unterstützen), dann sollte IAX benutzt werden. Ansonsten immer SIP. Mark Spencer (der Erfinder von Asterisk) hat zu diesem Thema auf einer Asterisk-Mailingliste im Jahr 2004 eine ausführlichere Antwort geschrieben (die original englische E-Mail finden Sie im Anhang C, IAX vs. SIP):

Date: Mon, 5 Jul 2004 18:59:52 -0500 (CDT)
From: Mark Spencer <markster@digium.com>

Ich möchte einige Unterschiede zwischen SIP und IAX kurz 
zusammenfassen. Vielleicht hilft Dir das bei der 
Entscheidungsfindung.

1) IAX arbeitet während des Gesprächs unabhängig von der Anzahl 
der Anrufe und des verwendeten Codecs effizienter als RTP. Der 
Vorteil liegt irgendwo zwischen 2400 Kbit/s für einen 
Einzelanruf und der dreifachen Anzahl der Anrufe pro Megabit 
bei G.729, wenn die Messung bei aktiviertem Trunk-Modus auf der 
MAC-Ebene vorgenommen wird.

2) IAX ist nicht ASCII-, sondern datenelementkodiert. Dies macht
Implementierungen wesentlich leichter und zudem robuster 
gegenüber Pufferüberlaufangriffen, da absolut keine Textanalyse 
oder -interpretation erforderlich ist. IAX führt den gesamten 
IP-Stapel, IAX-Stapel, TDM-Schnittstelle, Echokompensation und 
Erzeugung der Anrufer-ID auf 4k Heap und Stack sowie 64k Flash 
aus. Dies veranschaulicht ganz klar die 
Implementierungseffizienz des Entwurfs. Die Größe der 
IAX-Signalpakete ist drastisch geringer als die bei SIP, was 
aber in der Regel nur dann erwähnenswert ist, wenn zahlreiche 
Clients sich häufig registrieren. Allgemein gesprochen ist IAX2 
bei der Kodierung, der Dekodierung und der Überprüfung der Daten 
effizienter. Zudem wäre es für den Autor einer 
IAX-Implementierung extrem schwierig, eine Inkompatibilität mit 
einer anderen Implementierung herzustellen, da für eine 
Interpretation kaum Raum vorhanden ist.

3) IAX weist eine sehr klare Trennung von Schicht 2 und Schicht 
3 auf, d. h. sowohl Signalisierung als auch Tondaten haben 
definierte Zustände, werden robust und in konsistenter Weise 
übertragen, und wenn ein Endpunkt des Anrufs unvermittelt 
verschwindet, dann wird der Anruf auch zeitnah beendet und zwar
auch dann, wenn keine weiteren Signale und/oder Audiodaten 
empfangen werden. Einen solchen Mechanismus weist SIP nicht auf; 
hinzu kommt, dass, was die Signalisierung angeht, die 
Zuverlässigkeit sehr niedrig und schwerfällig ist, weswegen 
zusätzlich zum Kernstandard RF3261 weitere Standards benötigt 
werden.

4) Die einheitlichen Signalisierungs- und Audiopfade von IAX 
gestatten die transparente Navigation von NATs , und der 
Firewall-Administrator muss lediglich einen einzigen Port 
öffnen, um den Einsatz von IAX zu gestatten. Der IAX-Client 
muss für einen korrekten Betrieb überhaupt nichts über das 
Netzwerk wissen, in dem er sich befindet. Anders gesagt: Es kann 
niemals eine durch eine Firewall bedingte Situation auftreten, 
in der IAX einen Anruf aufbauen und dann keine Audiodaten 
übertragen kann (natürlich vorausgesetzt, es ist genügend
Bandbreite vorhanden).

5) Das authentifizierte Übertragungssystem von IAX gestattet 
die Übertragung von Audio- und Rufsteuerdaten über einen 
zwischengeschalteten Server auf eine robuste Weise: Wenn zwei 
Endpunkte einander aus irgendeinem Grund nicht erkennen können, 
wird der Ruf über den Zentralserver gehalten.

6) IAX trennt die Caller-ID vom Authentifizierungsmechanismus 
des Benutzers. SIP verfügt hierzu über keine eindeutige Methode, 
sofern nicht Remote-Party-IDs verwendet werden.

7) SIP ist ein IETF-Standard. Zwar gibt es eine neue 
Dokumentation von Frank Miller, aber IAX ist gegenwärtig noch 
kein veröffentlichter Standard.

8) IAX ermöglicht es einem Endpunkt, die Gültigkeit einer 
Telefonnummer zu überprüfen, damit er weiß, ob die Nummer 
vollständig ist, vollständig sein könnte oder aber zwar 
vollständig ist, aber länger sein könnte. SIP bietet hierfür 
keine vollständige Unterstützung.

9) IAX sendet DTMF stets außerbandig, d. h. es kann keine 
Verwirrung bezüglich der Frage entstehen, welche Methode verwendet 
wird.

10) IAX unterstützt die Übertragung von Sprache und Kontext, was 
in einer Asterisk-Umgebung durchaus sinnvoll ist. Mehr fällt mir 
jetzt im Moment nicht ein.

Mark

PS: Ich nehme mal an, dass SIP trotzdem ein paar Vorteile 
aufweisen muss (andernfalls wären seine Entwickler ja Dummköpfe).

Es bleibt also zu fragen, wie IAX die folgenden Aspekte verwaltet:
1) Bandbreitenanzeige
2) Neue Codecs
3) Erweiterbarkeit
4) Parken von Verbindungen und andere komplexe Szenarien
5) Videotelephonie

Ich habe den Eindruck, dass dies alles in SIP besser geregelt ist.

Nachtrag zu dieser E-Mail: IAX ist mittlerweile ein offenes und gut dokumentiertes Protokoll.