2. Extension

Die einzelnen Dialplan-Programme werden Asterisk-intern Extensions genannt. Eine Extension wird nicht kompiliert, sondern bei jedem Durchlauf von Asterisk interpretiert. Das Einlesen erfolgt einmalig automatisch während des Startens des Asterisk-Daemons.[7] Das erneute Einlesen des Dialplans kann aber auch im laufenden Betrieb im CLI (Command Line Interface) durch den Befehl reload now bzw. dialplan reload forciert werden.

Syntax

Eine Extension besteht immer aus folgenden Teilen:

  • Extension (Nummer oder Name)

  • Priorität (also der Programmzeilenzähler)

  • Applikation – das ist die Anweisung, die Asterisk ausführen soll.

exten => Extension,Priorität,Applikation()

z. B.:

exten => 123,1,Answer()
[Wichtig]Wichtig

Die erste Priorität in einer Extension muss immer eine 1 (eins) sein. Ansonsten wird Asterisk diese Extension nicht aufrufen. Die nächsten Prioritäten müssen danach immer um +1 erhöht werden. Größere Sprünge werden von Asterisk nicht erkannt.

Grundlegende Applikationen

Um die Programmierbeispiele in diesem Kapitel halbwegs sinnvoll zu gestalten[8], benötigen wir folgende Applikationen (alle diese Applikationen werden später noch in Anhang C, Applikationen im Dialplan genau erklärt):

  • Answer()

    Die Answer()-Applikation dient dazu, einen Verbindungsversuch zu akzeptieren. Wenn ein Channel klingelt, dann kann Answer() den virtuellen Hörer abnehmen (siehe auch Abschnitt 10, „Answer()).

  • Hangup()

    Hangup() ist das Gegenstück zu Answer(). Die Verbindung wird getrennt, und der virtuelle Hörer wird aufgelegt (siehe auch Abschnitt 68, „Hangup()).

  • Playback(Soundfile)

    Mit Playback() kann man Sounddateien abspielen. Diese finden sich, wenn kein anderes Verzeichnis angegeben worden ist, im Verzeichnis /var/lib/asterisk/sounds/. Die Dateiendung wird dabei nicht angegeben (Asterisk sucht sich den optimalen Codec selbstständig heraus; siehe auch Abschnitt 117, „Playback()).

  • Wait(Zahl)

    Mit Wait() kann man eine Pause abrufen. Die Zahl in der Klammer gibt die Anzahl der zu wartenden Sekunden an (siehe auch Abschnitt 188, „Wait()).

  • NoOp(String)

    Die Applikation NoOp() macht nichts. „NoOp“ steht für No Operation. Sie ist aber ein praktisches Tool, um Dialpläne zu debuggen. Der Inhalt des übergebenen Strings wird auf dem CLI ausgegeben. Im CLI muss dafür aber der Verbose-Level auf mindestens 3 eingestellt sein. (Geben Sie einfach im CLI core set verbose 3 ein; siehe auch Abschnitt 107, „NoOp().)

  • VoiceMail(Voicemailbox,u)

    Die Applikation VoiceMail() gibt dem Anrufer die Möglichkeit, eine Sprachnachricht auf der Voicemailbox zu hinterlassen, die als erster Parameter bestimmt wird (siehe auch Abschnitt 186, „VoiceMail()).

  • VoiceMailMain()

    Die Applikation VoiceMailMain() gibt dem Anrufer Zugang zum Voicemail-System. Wer über eine Voicemailbox verfügt, kann diese dort abhören (siehe auch Abschnitt 187, „VoiceMailMain()).

Priorität

Eine typische Extension besteht aus mehreren Schritten. Damit Asterisk diese Schritte in der richtigen Reihenfolge ausführen kann, ist eine Art Zähler nötig. Das erinnert ein wenig an frühe BASIC-Programme, die auch am Anfang einer jeden Zeile einen solchen Zähler hatten. Dieser Zähler heißt bei Asterisk Priorität. Prioritäten werden der Reihenfolge nach abgearbeitet (es wird immer +1 gezählt). Wenn die nächste logische Priorität (Lücken sind nicht zulässig!) nicht definiert ist, bricht Asterisk ab – gibt aber leider keine Fehlermeldung auf dem CLI aus.

Ein hello-world-Beispiel

Die folgende Extension wird immer ausgelöst, wenn ein Telefon mit dem Context apfelmus die Nummer 8888 anruft. Asterisk nimmt dann ab, spielt den Sprachbaustein hello-world ab und legt auf.

[apfelmus]
exten => 8888,1,Answer()
exten => 8888,2,Playback(hello-world)
exten => 8888,3,Hangup()

n-Priorität

Seit der Asterisk-Version 1.2 ist es möglich, Prioritäten nicht nur streng mit Zahlen, sondern auch mit dem Platzhalter n zu belegen. Der n-Zähler fungiert hierbei als ein automatischer Programmzeilenzähler. Jedes Mal, wenn die Programmsteuerung auf die n-Priorität stößt, addiert sie 1 zum letzten Wert der Priorität. Dies ist dann hilfreich, falls Sie viele aufeinanderfolgende Regeln definiert haben und eine weitere Regel einfügen möchten, denn dann müssen Sie nicht mehr die Zähler der nachfolgenden Regeln neu nummerieren. Wenn eine normale Extension wie folgt aussieht:

exten => 1234,1,Answer()
exten => 1234,2,Wait(2)
exten => 1234,3,Playback(hello-world)
exten => 1234,4,Wait(2)
exten => 1234,5,Hangup()

kann man die gleiche Extension auch mit der n-Priorität definieren:

exten => 1234,1,Answer()
exten => 1234,n,Wait(2)
exten => 1234,n,Play(hello-world)
exten => 1234,n,Wait(2)
exten => 1234,n,Hangup()

Dies kann nicht nur an der zweiten Priorität, sondern an einer beliebigen Stelle passieren:

exten => 1234,1,Answer()
exten => 1234,2,Wait(2)
exten => 1234,3,Play(hello-world)
exten => 1234,n,Wait(2)
exten => 1234,n,Hangup()


[7] Eine Ausnahme stellt hier die Asterisk RealTime Architecture (ARA) dar. In einem ARA-System wird der Dialplan in einer Datenbank (z. B. MySQL) abgespeichert und dort von Asterisk bei jedem Anruf neu eingelesen (also nicht nur einmal beim Starten von Asterisk). So können Dialpläne auch im laufenden Betrieb ständig geändert werden. Allerdings hat diese Variante viele Nachteile. Nährere Informationen zu ARA finden Sie unter http://www.voip-info.org/wiki/view/Asterisk+RealTime.

[8] Ein typisches Henne-Ei-Problem. Man kann eine Applikation nur verstehen, wenn man die Programmierung eines Dialplans versteht, und umgekehrt.


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