snom-Telefone bieten die Möglichkeit, die Leitungstasten nicht nur mit speziellen URLs oder Kurzwahlen zu belegen, man kann diese auch zur Überwachung und Übernahme (PickUp) anderer Leitungen nutzen, was z.B. bei Gruppenanrufen eine sehr nützliche Angelegenheit ist.
Momentan setzt dies die Junghanns bristuffed Version von Asterisk voraus (siehe „Junghanns („bristuffed“)“)! |
Zunächst muss in der Datei sip.conf
die
[general]
-Sektion erweitert werden:
[general] allowsubscribe=yes notifyringing=yes notifyhold=yes useclientcode=yes
Des Weiteren muss in der Sektion des Telefons, das die überwachende Rolle übernimmt, eine sogenannte "Subscription" eingetragen werden. Damit meldet das Telefon bei Asterisk an, dass es über Status-Änderungen anderer Telefone informiert werden will. Der Context, für den sich das Telefon anmeldet, muss identisch sein mit dem Context, in dem die sogenannten "Hints" der Telefone gesetzt werden, die überwacht werden sollen. In der Regel ist dieser identisch mit dem Context, in dem sich die eigentlichen Telefone bewegen.
[2000] type=friend context=meine-telefone subscribecontext=meine-telefone secret=1234 host=dynamic mailbox=2000
Für die zu überwachenden Telefone muss innerhalb der
sip.conf
kein Eintrag hinzugefügt werden, dies
geschieht ausschließlich in der extensions.conf
. Im
Wählplan müssen die oben bereits erwähnten "Hints" gesetzt werden. Über
diese Hints wird Asterisk quasi erlaubt, Informationen über den Zustand
der dort definierten Extensions weiterzugeben, nämlich genau an die oben
konfigurierten Subscriber. Es ist wichtig, dass die Hints genau in dem
Context gesetzt werden, in dem sich das überwachende Telefon über die
Zeile subscribecontext=...
angemeldet hat, ansonsten werden
die Status-Informationen nicht weitergeleitet. Dies ist durchaus
Absicht, damit man nicht per se von allen Telefonen alle weiteren
überwachen, sondern durch die Wahl des Contextes eine Auswahl treffen
kann.
[sonstige] [meine-telefone] exten => 2001,hint,SIP/2001 exten => _2XXX,1,Dial(SIP/${EXTEN},20,j) exten => _2XXX,2,VoiceMail(u${EXTEN}) exten => _2XXX,102,VoiceMail(b${EXTEN}) exten => 2999,1,VoiceMailMain(s${CALLERID(num)}) exten => asterisk,1,VoiceMailMain(s${CALLERID(num)})
Die hint-Priorität war in der Vergangenheit immer für einige
Tücken und Probleme bekannt. In einigen älteren Asterisk-Versionen ist
die Priorität case-sensitive, muss also auf alle Fälle
kleingeschrieben werden. Ebenso funktioniert auch nicht in allen
Asterisk-Versionen die Benutzung von Variablen für die zu
überwachenden Extensions. Der sicherste Weg ist daher für jede zu
überwachende Extension einen Eintrag exakt in der obigen Form
anzulegen. Der Übersichtlichkeit halber kann man alle gesammelten
Hints auch in einen eigenen Context legen und diesen überall dort mit
|
Nun muss noch das überwachende Telefon konfiguriert werden. Dazu melden Sie sich wie gewohnt mit einem Webbrowser am Telefon an und gehen in das Untermenü "Funktionstasten". Dort belegen Sie die Funktionstaste Ihrer Wahl (im Beispiel die P6) mit dem Typ "Ziel" und tragen die zu überwachende Extension ein, hier also die 2001.
Nachdem die Einstellungen gespeichert wurden, ändert das Telefon den Eintrag automatisch in eine passende URI der Form <sip:2001@xxx.xxx.xxx.xxx;user=phone> (xxx.xxx.xxx.xxx ist die IP-Adresse der Telefonanlage) ab:
Die Bezeichnung "Ziel" wurde in den snom-Hardphones in einer der neueren Releases in "Nebenstelle" umbenannt und gilt daher nur noch für die Softphones und ältere Firmware-Stände in den Hardphones. Es ist nur eine Umbenennung, die weitere hier beschriebene Funktionalität bleibt unverändert erhalten. |
Nun sind alle Einstellungen getätigt. Zunächst muss Asterisk neu gestartet werden und anschließend die Telefone. Der Telefon-Neustart nach dem Asterisk-Neustart ist für die saubere Anmeldung der Subscription des Telefons notwendig. Zunächst sollte überprüft werden, ob alles richtig konfiguriert wurde. Dazu geben Sie im Asterisk-CLI die Zeile show hints (core show hints in Version 1.4) ein:
*CLI> show hints -= Registered Asterisk Dial Plan Hints =- 2001 : SIP/2001 State:Unavailable Wat chers 0 ---------------- - 1 hints registered *CLI>
In obigem Beispiel wird deutlich, dass das zu überwachende Telefon
noch nicht am Asterisk-Server angemeldet ist
(unavailable
). Ebenso ist auch noch kein
überwachendes Telefon an den Status dieser Extension angeklinkt
(Watchers-Wert ist 0). Letzteres wird auch durch die Auflistung der
aktiven Subscriptions bestätigt, die durch das Kommando sip
show subscriptions initiiert wird.
*CLI> sip show subscriptions Peer User Call ID Extension Last state Type 0 active SIP subscriptions *CLI>
Nun melden Sie zunächst das überwachende Telefon an und setzen den Befehl erneut ab:
*CLI> sip show subscriptions Peer User Call ID Extension Last state Type 192.168.0.2 2000 815d944554e 2001 Unavailable dialog-info+xml 1 active SIP subscription *CLI>
Hier wird deutlich, dass der User 2000 die Extension 2001 überwacht. Bereits jetzt leuchtet die Lampe am Telefon, die zur Überwachung konfiguriert wurde. Es ist eine Eigenschaft des bristuff-Patches, dass überwachte, aber noch nicht angemeldete Endgeräte über eine dauerhaft leuchtende LED angezeigt werden.
Nun melden Sie das zu überwachende Telefon erneut an. Bereits mit der Anmeldung sollte folgende Zeile auf dem Asterisk-CLI erscheinen:
Extension Changed 2001 new state Idle for Notify User 2000
Die LED am überwachenden Telefon erlischt zeitgleich. Setzen Sie den Befehl show hints (core show hints in Version 1.4) erneut ab:
*CLI> show hints -= Registered Asterisk Dial Plan Hints =- 2001 : SIP/2001 State:Idle Wat chers 1 ---------------- - 1 hints registered *CLI>
Im Gegensatz zu vorher sieht man, dass das Telefon einen definierten Zustand hat ("Idle") und zudem ein weiteres Telefon den Zustand überwacht (Watchers-Wert ist 1). Die Konfiguration ist nun komplett, Asterisk meldet Statuswechsel der überwachten Extension sofort an das überwachende Telefon. Befindet sich das überwachte Telefon im Gespräch, leuchtet die LED dauerhaft. Wird das überwachte Telefon angerufen, blinkt die LED. Ohne Aktivität ist auch die LED gelöscht. Die unterschiedlichen Status sind ebenfalls auf der Konsole sichtbar:
Extension Changed 2001 new state InUse for Notify User 2000 Extension Changed 2001 new state Ringing for Notify User 2000 Extension Changed 2001 new state Idle for Notify User 2000
In der bisherigen Konfiguration werden Gespräche des überwachten Teilnehmers nur angezeigt. Gerade bei Gruppenanrufen ist es nützlich, dass ein anderer Teilnehmer diese Anrufe auch übernehmen kann. Um dies zu ermöglichen, muss noch ein weiterer Eintrag in der extensions.conf hinzugefügt werden.
[meine-telefone] exten => 2001,hint,SIP/2001 ; Gespraechsuebernahme (PickUp) fuer bristuff exten => _*8.,1,PickUpChan(SIP/${EXTEN:2})
Die Gesprächsübernahme durch die Zeichenfolge
" |
Jetzt können am überwachten Telefon eingehende Anrufe einfach am überwachenden Telefon angenommen werden, indem die zur blinkenden LED passende Taste gedrückt wird. Das Gespräch wird dann sofort übernommen, die Nummer des Anrufers im Display angezeigt.
Um bereits zur Anrufzeit und nicht erst nach der Übernahme die Nummer des Anrufers im überwachenden Telefon angezeigt zu bekommen, müssen in den "Erweiterten Einstellungen" des snom-Telefons zwei weitere Einstellungen geändert werden. Das Setting "Dialog-Info Call Pickup" muss aktiviert sein, "Pakete vom Registrar filtern" muss deaktiviert werden. Die erweiterten Einstellungen sind nur im Admin-Modus des Telefons verfügbar. |
Sollen die in diesem Kapitel erläuterten Änderungen in Form einer automatischen Konfiguration ins Telefon geladen werden, müssen folgende Einstellungen Teil der speziellen Konfiguration des Telefons werden:
fkey5: dest <sip:2001@pbx.apfelmus-gmbh.de;user=phone> filter_registrar: off callpickup_dialoginfo: on
Die Funktionstasten sind 0-indiziert. Um wie im Beispiel die Funktionstaste 6 zu belegen, muss der Parameter fkey5 gesetzt werden. Die Funktionstaste 1 wird mit fkey0 angesprochen. |
In der bristuffed-Version von Asterisk ist es ebenfalls möglich, die LEDs z.B. auch gezielt aus dem Wählplan anzusteuern. Dazu wurde Asterisk die Applikation "Devstate" hinzugefügt. Bitte prüfen Sie auf der Asterisk-Konsole über den Befehl show application Devstate, ob Ihre Asterisk-Version diesen Patch enthält:
*CLI> show application Devstate -= Info about application 'Devstate' =- [Synopsis] Generate a device state change event given the input parameters [Description] Devstate(device|state): Generate a device state change event given the input parameters. Returns 0. State values match the asterisk device states. They are 0 = unknown, 1 = not inuse, 2 = inuse, 3 = busy, 4 = invalid, 5 = unavailable, 6 = ringing *CLI>
Der Parameter "device" stellt nichts weiter dar, als eine spezielle Extension vom Typ Device-State, die aber im Prinzip exakt so angesprochen wird wie z.B. eine SIP-Extension. Die Device-States sollten im Wählplan gut von regulären Extensions unterscheidbar sein, damit man bei der Wartung und Fehlersuche nicht durcheinander kommt.
Genau wie oben bereits beschrieben, muss in der snom-Konfiguration die anzusteuernde Leitungsanzeige mit der passenden Extension eingestellt werden. Auch hier muss als Typ der Parameter "Ziel" gewählt werden. Im nachfolgenden Beispiel wird die "9912" zur Ansteuerung der Anzeige P12 genutzt. P6 ist nach wie vor aus dem obigen Beispiel gesetzt und bleibt auch in bekannter Weise funktionsfähig.
In der Datei extensions.conf
muss nun ein
weiterer Hint gesetzt werden, diesmal vom Typ DS statt SIP:
[meine-telefone] exten => 2001,hint,SIP/2001 exten => 9912,hint,DS/9912 ; Gespraechsuebernahme (PickUp) fuer bristuff exten => _*8.,1,PickUpChan(SIP/${EXTEN:2})
Das ist bereits alles. Wie gehabt nun das Telefon neu anmelden, damit die Subscriptions registriert werden. Mittels show hints (core show hints in Version 1.4) sieht man nun einen weiteren Hint aufgeführt:
*CLI> show hints -= Registered Asterisk Dial Plan Hints =- 9912 : DS/9912 State:Unavailable Wat chers 1 2001 : SIP/2001 State:Idle Wat chers 1 ---------------- - 2 hints registered *CLI>
Auch ein show subscriptions sollte einen weiteren Wert anzeigen:
*CLI> sip show subscriptions Peer User Call ID Extension Last state Type 192.168.0.2 2000 866a9545a90 9912 Idle dialog-info+xml 192.168.0.2 2000 866a9545a90 2001 Idle dialog-info+xml 2 active SIP subscriptions *CLI>
Um die Funktionsweise zu testen, kann der Wählplan z.B. um folgenden Code erweitert werden:
exten => _*9X,1,Answer() exten => _*9X,n,Devstate(9912,${EXTEN:2}) exten => _*9X,n,Wait(1) exten => _*9X,n,Hangup()
Nun können die verschiedene Device-States über *9<state> überprüft werden, z.B. kann man die LED mit *96 blinken oder mit *92 dauerhaft leuchten lassen sowie mit *91 wieder deaktivieren. Ist die Funktionsweise einmal sichergestellt, sind der sinnvollen Anwendung dieses Features natürlich keine Grenzen gesetzt.
Um zu gewährleisten, dass die oben beschriebenen Features auch
wirklich funktionieren, müssen die Telefone nach jedem Neustart von
Asterisk ebenfalls neu gestartet werden, damit sie die Subscriptions
sauber im System platzieren können. Für eine zentrale Wartung ist es
natürlich nicht akzeptabel, die Anwender nach jedem Update der
Telefonanlage darüber zu informieren, dass sie ihre Telefone neu starten
sollen. Für die snom-Telefone gibt es daher einen einfachen Mechanismus,
diese auch aus der Ferne zurückzusetzen. Dazu fügen Sie folgende Zeilen
in die Datei /etc/asterisk/sip_notify.conf
ein:
[reboot-snom] Event=>reboot Content-Length=>0
Werden die Konfigurationsdaten in Asterisk neu geladen, können Sie
ein beliebiges snom-Endgerät über das Kommando sip notify
reboot-snom extension
neu starten,
also zum Beispiel:
*CLI> sip notify reboot-snom 2001 Sending NOTIFY of type 'reboot-snom' to '2001' -- Unregistered SIP '2001' *CLI>
Das Ganze kann man natürlich auch mit Hilfe eines Skripts von außen initiieren, vor allem um mehrere Telefone gleichzeitig zurückzusetzen, und wer es wagen möchte, auch über eine spezielle Extension eines Administrator-Telefons. Ein notwendiges Skript könnte wie folgt ausehen:
#!/bin/bash ASTERISK=/usr/sbin/asterisk $ASTERISK -r -x "sip notify reboot-snom 1000 2000 2001"
Den Aufruf aus dem Wählplan könnte man wie folgt realisieren:
[globals] ; Kommando zum Zurücksetzen der snom-Telefone CMD_RESET_SNOM=/usr/local/sbin/resetAllSnoms.sh [admin] exten => 666,1,NoOp(Bastard Operator from Hell Snom Reset) exten => 666,n,System(${CMD_RESET_SNOM}) ; Externes Kommando ausfuehren
Bitte geben Sie so eine Funktion auf gar keinen Fall für unberechtigte Nutzer frei. Setzen Sie die entsprechenden berechtigten Telefone in einen eigenen Context und bauen Sie vielleicht auch noch eine PIN-Abfrage in den Wählplan. |
Die Telefone sind einer solchen "Attacke" natürlich nicht ganz
ungeschützt ausgesetzt. Wird in den erweiterten Einstellungen des
Telefons "Authentifikation für SIP Reboot" auf "An" geschaltet, lässt
sich ein Telefon auf diese einfache Art und Weise nicht mehr
zurücksetzen. Der dazugehörige Parameter für eine automatische
Konfiguration lautet "challenge_reboot: on
".