Empfehlung für den geschäftlichen Einsatz
Wer mit Asterisk eine alte Telefonanlage ersetzen will, muss eine
mindestens gleich gute Qualität erzielen. Ansonsten gibt es Ärger mit
den Usern und mit den Kunden. Diese Qualität kann mit den günstigen
No-Name-HFC-Karten nicht realisiert werden.
Hardware-Echo-Cancelation
Auch wenn man es sich als Enduser wünschen würde, ist das
Echo-Problem noch lange nicht gelöst. Also braucht man für normale
Telefonate eine gute Echo-Cancelation, und bei Faxen soll diese
automatisch deaktiviert werden. Dies ist am besten durch eine
Onboard-Hardware-Echo-Cancelation-Einheit auf der ISDN-Karte zu
realisieren. Diese ist qualitativ besser als die nachgeschalteten
Software-Module und nimmt dem Telefonanlagenserver keine CPU-Zeit weg.
Da der entsprechende Baustein von den ISDN-Kartenherstellern extern
eingekauft wird, erhöht sich der Preis der Karte entsprechend.
Trotzdem sollten Sie alle ISDN-Karten, die von Ihnen aus gesehen mit
dem öffentlichen Netz kommunizieren, auf jeden Fall mit einer solchen
Hardware-Echo-Cancelation kaufen. Bei internen ISDN-Karten ist dies
nicht nötig, da Echo fast nur vom öffentlichen Netz aus kommt.
Ein qualitativer Unterschied bei der Hardware-Echo-Cancellation
liegt in der Tail-Length des eingesetzten Bausteins. Er bestimmt die
Länge des Referenzaudiostrangs. Vereinfacht kann man sagen: Je größer
die Tail-Length ist, desto besser ist die Echo-Cancelation. Allerdings
sind da die Unterschiede für die meisten Menschen nicht mehr
hörbar.
Interrupts und Load auf dem Server
In den ersten Jahren der Asterisk-Entwicklung gab es keine
günstige Hardware-Echo-Cancelation. Deshalb hat Mark Spencer (und
haben andere) diese in Software nachgebildet. Dazu musste er die ein-
und ausgehenden Audiosteams in Stücke von 1 ms Länge aufteilen. Aus
diesem Grund geben alle normalen ISDN-Karten für jeden B-Kanal pro 1
ms Audiostream einen Interrupt an den Server. Dieses historische
Konstrukt führt heute zu einigen Problemen. Hat man einen normalen
kleinen ISDN-Anschluss mit 2 B-Kanälen und eine aktuelle
Serverhardware, so wird man davon nichts mitbekommen. Baut man aber
ein Embedded-System mit nur wenig CPU-Power, dann kann es auch schon
bei 2 B-Kanälen zu Engpässen kommen. Das gleiche Problem tritt bei
großen Systemen mit mehreren Multiplexanschlüssen auf. Irgendwann
kommen einfach so viele Interrupts herein, dass auch die größte
aktuell kaufbare PC-Hardware in die Knie geht.
Falls Sie also entweder sehr kleine Embedded-Systeme oder sehr
große Server mit vielen B-Kanälen betreiben wollen, haben Sie nur
folgende Möglichkeiten:
Überprüfen Sie, wie viel Last ein einzelnes System
verkraftet, und clustern Sie dann mehrere Systeme
parallel.
Setzen Sie ein ISDN-to-SIP-Media-Gateway ein. Das sind
Blackbox-Systeme, die auf der einen Seite mit dem ISDN-Netz und
auf der anderen Seite per SIP mit Ihrem Asterisk-Server
verbunden werden. Stellen Sie dabei aber sicher, dass in dieser
Blackbox nicht auch ein Asterisk läuft und der Hersteller
einfach nur hoch pokert.
Kaufen Sie sich eine ISDN-Karte, die das Problem über
einen speziellen Treiber löst. So hat z. B. Sangoma aus Kanada
das Problem erkannt und liefert einen speziellen
Asterisk-Treiber, der nicht pro B-Kanals alle 1 ms, sondern pro
ISDN-Port (also 2 B-Kanäle bzw. 30 bei einem PRI) alle 10 ms
einen Interrupt zum System gibt. So haben Sie keine Nachteile,
kommen aber mit wesentlich kleinerer Server-Hardware aus oder
können wesentlich mehr B-Kanäle auf gleicher Hardware zum Laufen
bringen.
Interne analoge Faxgeräte
Sollten Sie extern über ISDN mit dem Festnetz verbunden sein und
intern noch ein analoges Fax betreiben, so bekommen Sie unweigerlich
ein Timing-Problem bei längeren Faxen. Der Grund liegt in der
unterschiedlichen Taktung der Audio-Kanäle. Die ISDN-Karte benutzt
dafür den Takt aus dem öffentlichen ISDN-Netz. Dieser ist
atomuhr-genau und sehr verlässlich. Die Karte mit den analogen Ports
benutzt für die Taktung eine eigene Takteinheit, für die meist sehr
günstige und entsprechend ungenaue Module verbaut werden. Unabhängig
von der Genauigkeit der Taktung der Analog-Karte gibt es immer einen
Taktunterschied zwischen der ISDN- und der Analog-Karte. Dieser
Taktunterschied wird eine Zeit lang mit einem Puffer abgefedert, aber
nach einer gewissen Zeit (im Schnitt alle zwei Faxseiten) kommt es zu
einem Aussetzer, weil der Puffer leer ist und ein Stück Audio verloren
geht. Die Fehlerkorrektur der Faxe beruht auf analoger Technologie der
70er- und 80er-Jahre. Damals gab es dieses Problem noch nicht, und
deshalb können Faxgeräte heute mit diesen Aussetzern nur sehr schlecht
umgehen. Das Resultat ist meistens eine schwarze Linie oder sonst ein
Fehler auf dem Fax. Im besten Fall sieht man nichts, und im
schlimmsten Fall bricht die Übertragung ab.
Auch bei diesem Problem gibt es mehrere
Lösungsmöglichkeiten: